Lerntherapeutische Behandlungsfelder
Lesen, Schreiben und Rechnen sind neben der Sprache ein wichtiges Kulturgut unserer Gesellschaft und für die schulische sowie berufliche Laufbahn eine elementare Voraussetzung. Auch für die emotionale und soziale Entwicklung sind diese Fähigkeiten von größter Bedeutung. 25% der Schulkinder haben Mühe beim Erlernen des Lesens, Schreibens und Rechnens. Bei bis zu 7% der Kinder sind die Schwierigkeiten so stark ausgeprägt, dass eine Legasthenie (Lese-Rechtschreibschwäche) oder Dyskalkulie (Rechenschwäche) diagnostiziert werden muss. In der Lerntherapie wird dem Kind nach einer Befunderhebung eine individuelle, auf die Schwierigkeiten des Kindes zielgerichtete Therapie angeboten, die nicht mit der herkömmlichen Nachhilfe zu vergleichen ist. Ziel ist es, dem Kind die erforderlichen Basisfunktionen zu vermitteln um aufbauend die weiteren Kompetenzen sicher zu fördern. Ebenso soll das Selbstwertgefühl gestärkt und Stress bei den Hausaufgaben im familiären Umfeld gemindert werden.
Die Schwerpunkte der lerntherapeutischen Störungsbilder möchten wir euch hier kurz vorstellen:
Lese-Rechtschreibschwäche (Legasthenie)
Kinder mit einer Legasthenie benötigen viel Zeit beim Lesen und/oder Schreiben. Die Bewältigung der Hausaufgaben dauert lange. Oft zeigen die Kinder wenig Lese- und Schreibfreude und durch den eingeschränkten Lernerfolg entstehen nicht selten Frustrationen bei Kind und Eltern.
Das Zusammenziehen von Lauten kann schon zu Beginn beim Lesen schwerfallen. Später liest das Kind stockend und/oder oft fehlerhaft. Auch werden Wörter beim Lesen hinzugefügt oder weggelassen. Visuell ähnliche Buchstaben, z.B. "b" vs. "d" werden häufig verwechselt. Das Gelesene zu verstehen (z.B. in Geschichten und Texten) ist oft stark eingeschränkt. Beim Schreiben werden ähnlich klingende Buchstaben, z.B. "k" vs. "g" verwechselt oder dem Kind fällt es schwer, den richtigen Buchstaben in seiner Schreibweise abzurufen. Das Kind schreibt sehr lange die Wörter so, wie sie sich anhören, ohne die Rechtschreibregeln anzuwenden. Ungeübte Diktate sind sehr fehlerhaft und die Wörter werden oft mehrfach unterschiedlich falsch geschrieben. Ebenso werden häufig die Wortgrenzen (Wörter werden zusammen geschrieben) nicht eingehalten. Die Handschrift kann schwer leserlich erscheinen.
Rechenstörung (Dyskalkulie)
Kinder mit einer Rechenstörung zeigen neben schlechter Noten meist auch sehr viel Zeit beim Rechnen, ermüden schnell und brauchen bereits bei kleinen Rechenschritten Unterstützung. Durch die Einschränkungen sind die Kinder auch im alltäglichen Leben beeinträchtigt (z.B. beim Umgang mit Taschengeld, Ablesen der Uhr). Wie auch bei der Legasthenie kann das Eltern/Kind-Verhältnis und die schulische Situation durch Frustration beeinträchtigt werden.
Je nach Alter der Kinder, zeigen sie in ihrem Störungsbild Schwierigkeiten bei der Mengenerfassung, Zahlzerlegung, Defizite beim Kopfrechnen und bei der Bewältigung von Textaufgaben. Oft benötigen sie Zählhilfen wie die Finger. Das Rechnen mit Zehnerüberschreitung oder das Festigen des 1 x 1 fällt schwer. Auch bereiten den Kindern Umkehr- und Platzhalteraufgaben sowie wechselnde Rechenvorgänge meist Schwierigkeiten. Rechenzeichen und mehrstellige Zahlen werden häufig vertauscht.